Wir machen Bekanntschaft mit Frédéric, begeisterter Ölfabrikant und glücklicher Besitzer eines einzigartigen Bauwerks, das die Zeit überdauert hat: die Ölmühle in Donzy.
Frédéric erzählt von der lokalen Handwerkstradition, die er hier an diesem absolut sehenswerten Ort weiterführt.
Die Ölmühle in Donzy im Spiegel der Zeit
Ich habe die Mühle 2012 gekauft, dieses Jahr feiert sie ihren 200. Geburtstag! Seit über 150 Jahren wird hier Walnuss- und Haselnussöl produziert. Am Anfang stellte man hier Nägel her, dann diente die Mühle nacheinander als Maschinenwerkstatt, als Mosterei für Cidre und als Limonadenfabrik, bis man schließlich im späten 19. Jahrhundert auf die Herstellung von Öl umstellte. Auch die Produktion von Fischködern lief hier während des gesamten 20. Jahrhunderts auf Hochtouren.
Eine Familiensaga…
Es war Madame Pradalier, die frühere Eigentümerin, die mir 2006 ihre Mühle zum Verkauf angeboten hat. Weil ihr mit ihren 90 Jahren nicht mehr viel Zeit blieb, war eine Übernahme unabwendbar. Ihre Wahl fiel auf mich, und ich habe ihr Angebot angenommen. Zunächst hatte ich abgelehnt, weil ich zu der Zeit andere Verpflichtungen hatte. Dann hat mir aber meine Schwester angeboten, uns zusammenzuschließen, um das Haus zu kaufen und den Betrieb zu übernehmen. Ab da nahm die Geschichte, wie man sie heute kennt, ihren Lauf.
Für mich ist es die schönste Mühle der Welt. Der Ort hat einfach etwas Magisches!
…in einer einzigartigen Umgebung!
Die Mühle wurde 1820 am Ufer des Flusses Nohain erbaut, der auch durch Donzy fließt. Sie steht auf einer Insel, was ihr den Beinamen „die Mühle auf der Insel“ eingebracht hat. Aus der gleichen Zeit stammt auch das Haus auf der gegenüberliegenden Seite, das für die Eigentümer gebaut wurde. Es ist zum Wahrzeichen von Donzy geworden. Immer, wenn man Donzy bildlich darstellen will, nimmt man das Foto von diesem Haus. Heute ist es eine Ferienunterkunft mit Gästezimmern.
Der Zauber der Ölmühle
Ein traditionelles Know-how
Nicht das ganze, aber ein Großteil des Materials ist über ein Jahrhundert alt, kein Zweifel! Die Aufteilung hat sich etwas verändert, einige Maschinen stehen heute woanders, aber alles stammt noch aus dem 19. Jahrhundert. Als ich die Mühle übernommen habe, war mein Wunsch, dass man weiterhin überall in den Straßen von Donzy den Geruch von Walnuss- und Haselnussöl wahrnimmt.
Es ist mir wichtig, die Mühle am Laufen zu halten, denn dahinter steckt ein unglaubliches handwerkliches Können. Das Produkt ist da, das Material ist da, beide sind einzigartig oder zumindest sehr, sehr selten, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass das alles verschwinden sollte.
Ein Produkt der Saison
Der Herbst ist die Saison der Nussernte. Da sind zum einen die Einwohner, die in einem Umkreis von 100 km um Donzy wohnen, die die Nüsse sammeln, trocknen, knacken und auslesen, bevor sie sie uns vorbeibringen, damit wir sie in der Mühle weiterverarbeiten. Das macht etwa 10% der Menge aus. Für den Rest habe ich zwei Zulieferer in den Departements Loiret und Lot-et-Garonne.
Der Herstellungsprozess von Öl
Die Herstellung von Walnuss- und Haselnussöl verläuft nach dem gleichen Verfahren. Zuerst werden die Nüsse unter dem Mahlstein zermalmt, dann wird die so gewonnene Masse erhitzt, um die Feuchtigkeit zu entziehen. Auf diese Weise bleibt das Öl bestmöglich erhalten und bekommt ein charakteristisches Aroma. Der letzte Schritt ist dann die Presse, mit der das Öl extrahiert wird.
Unterwegs mit Fréderic
Der Herbstanfang…
Was mir in Burgund am Herbst besonders gut gefällt ist das Klima. Man kann im Hemd draußen sein, die Luft ist angenehm. Die leichte Brise schüttelt die Nüsse von Bäumen und Sträuchern, die Ernte kann beginnen. Der Flusspegel steigt etwas an, was eine gute Nachricht ist, denn schließlich braucht man Wasser, um die Mühle zu betreiben. Wenn ich den Herbst in drei Worten zusammenfassen müsste, wären das Weinlese, Pilze und Konserven als Vorbereitung für den kommenden Winter.
Ein herbstlicher Spaziergang
Ich empfehle eine Spaziertour von Châteauneuf-Val-de-Bargis über Bondieuse bis nach Cessy-les-Bois. Es ist ein sehr schöner Rundgang durch den Wald, vor allem in der Herbstsonne, mit Bäumen, die die Farbe wechseln. Einfach herrlich! Der Sonnenuntergang bietet ein einmaliges Farbschauspiel!
Insider-Tipps von Frédéric
Eine schöne Übernachtungsmöglichkeit findet man in Les Tramois. Es ist der Name eines Bauernhofs in Donzy, der als Ferienanlage dient und ausgefallene Unterkünfte in einer natürlichen, dicht bewaldeten Umgebung bietet. Es gibt Zigeunerwagen und beheizte Holzhäuschen, die sehr angenehm sind für ein Wochenende oder eine mehrtägige Reise im Herbst.
Für das leibliche Wohl kann ich das Restaurant Le Grand Monarque empfehlen, ebenfalls in Donzy, bei Marc Mercier. Als er noch zur Schule ging, hat er eines Tages seinen Ranzen in den Fluss geworfen und gesagt, er wolle nicht lernen. Letztendlich hat er doch etwas gelernt, nämlich kochen. Wenn du sein Restaurant besuchst, kannst du ihn ja mal fragen, wo sein Ranzen abgeblieben ist!
Ich gehe auch gerne ins Angélus in Clamecy zu Cyril Girault, der saisonale Produkte zubereitet.
Virgile Vaurette ist ein Künstler, den man kennenlernen sollte. Er ist Steinmetz in La Collancelle, am Ufer des Kanals. Er erzählt dir von seinen Dekorationsartikeln und von den Häusern, die er in Nevers baut.
Andere überzeugte Burgunder
Sie wurden hier geboren und tragen, jeder auf seine Art, dazu bei, unsere schöne Region bekannt zu machen. Ihre Berichte, ihre Empfehlungen und ihre guten Tipps machen sie zu perfekten Botschaftern, damit dir nichts von dieser wunderschönen Jahreszeit entgeht. Denn in einem Punkt sind sie sich einig: Der Herbst findet in Burgund statt und nirgendwo sonst!